Datenspeicher aus Glas

Datenspeicher aus Glas

Datenspeicher aus Glas

Ein Stück Glas speichert Daten für die Ewigkeit



Die Menschheit hat eine Sorge weniger: Das Problem, wie wir außerirdischen Reisenden, die in Milliarden von Jahren die Reste unseres Sonnensystems durchstreifen, unsere Errungenschaften präsentieren wollen - es ist gelöst!

Digitale Datenspeicher sind bislang eine große Enttäuschung



Die Speichermedien, denen wir heute einen Großteil unserer Erinnerungen und unseres Wissens anvertrauen, zu deren Gunsten wir LP-Sammlungen auflösen, Fotoalben vernachlässigen, Bücher und Papiere wegwerfen, gehören zu den hinfälligsten Dokumenten überhaupt. CDs und DVDs halten selbst bei sorgfältiger Aufbewahrung kaum 20 Jahre, und auch die magnetisch gespeicherten Daten auf Festplatten sind nach spätestens 30 Jahren einfach verschwunden.

Forscher, die an der Verlängerung der Lebensdauer digitaler Daten arbeiteten, hatten bis vor einiger Zeit noch große Schwierigkeiten, die 100-Jahre-Marke zu erreichen. Wird unsere Kultur letztlich weniger Spuren hinterlassen als die der steinzeitlichen Jäger und Sammler?

 

Eine kristallklare Antwort



Im Jahr 2012 stellte der japanische Superkonzern Hitachi den ersten sogenannten "Datenspeicher für die Ewigkeit" vor. Auch wenn gegenüber solchen vollmundigen Behauptungen etwas Skepsis angebracht sein dürfte (selbst CDs und DVDs wurde einst enorme Langlebigkeit nachgesagt): Der in ein kleines Stück Glas geätzte mikroskopisch feine Binärcode könnte tatsächlich extrem dauerhaft sein.

Der Glasspeicher hält Temperaturen von 1000 Grad stand und trotzt dem Angriff diverser aggressiver Chemikalien (allerdings wohl keinem ordentlichen Schlag mit dem Vorschlaghammer...). Zusätzlicher Bonus: Zum Auslesen sind keinerlei elektronische Geräte nötig. Um die Botschaften aus der fernen Vergangenheit zu entziffern, benötigen unsere Nachfahren, oder wem auch immer der Glasdatenspeicher nach hunderttausend Jahren in die Hände fallen wird, lediglich ein optisches Mikroskop - und ein anwendungsbereites Verständnis von binärer Kodierung.

Superman-Kristall speichert Datenmenge von 80.000 DVDs

 

Das Problem der noch bescheidenen Datenkapazität der gläsernen Ewigkeits-Speicher lösten Wissenschaftler der Universität Southhampton nun zur allseitigen Zufriedenheit: Die von ihnen entwickelten Megaspeicher-Kristalle enthalten auf einem gläsernen Chip von der Größe eines Zweieurostücks 360 Terrabyte Daten. Normalerweise bräuchte man dafür fast 80.000 DVDs - oder immerhin um die 60 hypermoderne Festplatten.

Anders als herkömmliche optische Speichermedien enthalten Superman-Kristalle (so benannt nach den Erinnerungs-Kristallen, in denen Superman in seiner arktischen Festung der Einsamkeit unter anderem holographische Erinnerungen an seinen untergegangenen Heimatplaneten aufbewahrt) nicht nur eine, sondern drei Schichten von Datenpunkten. Weiter erhöht wird die Speicherkapazität des Materials durch eine Laser-Ätzmethode, bei der nicht nur Anzahl und Position der "Ätzpünktchen", sondern auch Intensität und optische Polarisation des Laserlichts zur Kodierung von Information genutzt werden. "5D Datenspeicherung" nennen die Forscher die Technologie - die den glücklichen Finder beim Auslesen der Daten allerdings wieder vor etwas größere Herausforderungen stellt als die Hitachi-Scherbe.

Museen und Archive können sich jetzt schon freuen



Unmittelbare praktische Anwendungen der neuen Speichertechnologie sehen die Erfinder im Bereich von Museen und Archiven (hier würde sie die alle fünf bis zehn Jahre notwendigen Datensicherungen obsolet machen).

Darüber hinaus könnten die Science Fiction-Kristalle nicht nur uns, sondern sogar unser Sonnensystem überleben. Allerdings: Mit der momentan erreichten Schreibgeschwindigkeit des Systems von 12 Kilobit pro Sekunde schreibt man 360 Terrabyte nicht über Nacht. Sondern in einer kleinen Ewigkeit von rund 7600 Jahren...

 

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